Rallyetag 14 – Oriental Mode




nächster Tag

„Anhalten, mein Auspuff ist ab“ – langsam sacken Eddies Worte aus dem CB Funk in mein Bewusstsein und ich erwache aus meinem Beifahrerschlaf. Ok, dann sollten wir mal anhalten, denke ich.

Route Tag 14
Zuvor waren wir sehr früh aufgestanden, hatten mit der Hintergrundbeduddelung aus einem Fernseher  ein orientalisches Frühstück in Diyabakir im Hotel eingenommen und waren pünktlich gegen 8:00 aufgebrochen. Da bis morgens um 2:00 noch Blog geschrieben, Facebook upgedated und Roadbook vorbereitet werden musste, hatte ich ( Peter ) mir morgens einen erfrischenden Beifahrerschlag gegönnt.

Und nun das, bei Außentemparaturen um 30C. Und jetzt kommt das Erstaunliche : trotz Termindruck ( wir müssen morgen um 12:00 an der Fähre gen Israel stehen und das ist noch mehrere hundert Kilometer entfernt ) lässt mich das ziemlich kalt. Wird schon irgendwie gehen. Der orientalische Modus ist eingeschaltet – wird schon gehen, locker bleiben.

Und genauso kommt es. Wir bleiben mit dem abgerissenen Auspuff neben einer Baustelle stehen – und schon kommt der erste mit Bindedraht, damit wir uns helfen können. Schnell wird erkannt, dass das nichts mehr wird. Edwin freut sich schon über die zusätzlichen PS, die nicht mehr im Endschalldämpfer verloren gehen. Da steht schon ein PKW parat, der uns zu einem Mechaniker geleitet. Dieser hat eigentlich nur einen Carport, in dem sich eine Grube befindet. Davor steht ein LKW mit gebrochener Vorderachsfeder und ein nahezu ausgeschlachteter Renault 12.

Nach kurzer Diskussion ist klar : der Endtopf soll durch ein Rohr ersetzt werden, damit Differential und Tank nicht zu sehr durch Auspuffgase beheizt werden. Die Werkstattjungs leihen sich in der Nachbarwerkstatt eine Flex, schneiden aus dem Renault 12 ein Stück Rohr heraus und basteln uns innerhalb von Minuten ein Zentralrohr vom Feinsten.

Fantastisch – genau das, was wir brauchen. Bezahlung wollen sie nicht, dafür dürfen sie auf den Autos unterschreiben und bekommen aus unseren Sponsoren Mitbringseln noch allerlei Kappen, Lampen und andere Dinge.

Nach knapp 30 Minuten sind wir wieder auf der Straße. Ist das zu glauben ?

Weiter geht es durch Kurdistan – die Landschaft ist wie gestern unglaublich abwechlunngsreich. Große Ebenen wechseln sich mit engen Tälern ab, karge Vegetation mit üppiger. Heute kommen Flächen hinzu, denen man ansieht, dass sie lange Zeit Steppe waren, nun aber wieder bewirtschaftet werden. Feigen- und Olivenbäume stehen in Reih und Glied, Bewässerung ist notwendig, damit diese Nutzung überhaupt möglich ist.

Hier wird offenbar ein Kraftakt geprobt. Ob das Wasser für diese Aktion aus der Tunceli Gegend kommt, wo sie so unsicher sind, ob ihre Region mit Staudämmen zugebaut werden soll ? Wir machen uns Gedanken über die vielen Anstrengungen,  die in diesem Land noch notwendig sind.

Kurz vor dem Ziel gibt es eine Überraschung : eigentlich hatten wir gedacht, dass wir heute wahlweise nach Iskenderum fahren oder nach Osmaniye. Dass in Osmaniye eine eigene Sonderprüfung mit Chinesenrallye und Organisation stattfindet, damit haben wir nicht gerechnet.

Insofern sind wir sehr erfreut, dass wir nochmal ins Gelände fahren – dafür fällt die Sonderprüfung „Suche eine Burg“  hinten über.

Gegen Abend resümieren wir : Syrien aus der Ferne gesehen, den Irak wahrscheinlich auch. Städte gesehen, die so zerstört, bzw. im Wiederaufbau sind, dass es Kriegsfolgen sein müsssen, Städte gesehen, die von den Aufforstungsprojekten profitieren und nahezu „reich“ erscheinen.

Am Abend, nach dem Programm in Osmaniye beschliesen wir noch nach Iskenderum zu fahren und ein Hotelzimmer zu beziehen.

Morgen kommen unsere Autos auf die Fähgre Richtung Israel – wir sind nach wie vor sehr gespannt, was uns erwartet.

Pannen : abgerissener Auspuff
gefahrene km : viele
Temperatur : bis 32°C