Rallyetag 7 – Wo geht’s hier nach Berlin-Neukölln ?




nächster Tag

Heute geht es vom Rallyepark nach Ankara. So richtig gemütlich war es dort oben auf dem Hügel nicht. Der Abend und die Nacht waren windig und kalt. Nach Frühstück im Regen ist uns so gar nicht. Die Frühaufsteher setzen zumindest Kaffeewasser auf. Aber nach dem ersten Kaffee machen wir uns ganz schnell auf in Richtung Ankara. Das Frühstück nehmen wir dann lieber später ein – Mc Donalds ist unsere Rettung: Frühstück, Wifi, Warm, Trocken ! So denken außer uns noch einige andere Teams, wir sind nicht allein dort.

Route Tag 7Aber auch dort hält uns nichts für lange. Weiter geht es auf der sehr gut ausgebauten Landstraße nach Ankara. Das Wetter bleibt trüb und regnerisch. Die Sicht auf den Bosporus und das Marmara-Meer bleibt uns daher verwährt. Die Kilometer spulen sich nur so ab.
Wir erreichen schnell das anatolische Hochland. Mit jedem Höhenmeter wird das Wetter besser. Die Sonne kommt heraus und wir können uns über die prächtige Aussicht freuen. Mit immer neuen Ahs und Ohs quittieren wir die wechselnden Landschaften. Erst erscheint es uns, daß wir durch den Schwarzwald fahren, dann wird die Umgebung karger. Unsere Autos lassen wir auf 700 Höhenmeter heraufklettern auf der sich die anantolische Hochebene im Durschnitt bewegt. Es gibt natürlich einige Pässe zu überwinden. Wir fahren auf und ab auf breiten Straßen in einem hervorragenden Zustand. Vorallem die Abfahrten nach den Pässen veranlassen uns immer wieder zu erstaunten Ausrufen über das Funkgerät. Das Wetter und die breiten zweispurigen Straßen motivieren uns zu den ersten Fotosessions mit Überholen, Hinterherfahren. Die langgezogenen Kurven bringen schöne Ansichten von zumindest zwei von drei Autos.

Im Nu erreichen wir die Vororte von Ankara. Wir sind viel schneller angekommen, als wir das geplant hatten. Die anatolischen Straßen hatten wir weniger flott eingeschätzt. Zur Orientierung wie wir denn am besten in die Stadt fahren und wo wir schlafen wollen – die letzten Nächte waren wir ohne Dusche, alle wollten wir in einem warmen Hotelzimmer MIT Dusche schlafen – hielten wir an einer kleinen Raststätte an. Als ich (Ivonne) ausstieg begrüßte mich ein junger türkischer Mann mit den Worten: „Wie schön Sie zu sehen. Ich habe gerade in der Zeitung von Ihnen gelesen. Ich freue mich, Sie hier in meiner Sprache begrüßen zu dürfen.“ Er sprach deutsch. Meine Verwunderung war groß. Auf mein Nachfragen erzählte er uns, daß er in Berlin-Neukölln aufgewachsen sei und vor zwei Jahren nach Ankara gekommen sei. Er wäre nun verlobt und wolle bald heiraten. Flugs hatten wir einen Kaffee, den wir echt nötig hatten und wir konnten weitererzählen. In der türkischen Bildzeitung „Hürriet“ stand ein Artikel über unsere Rallye und das Fahrerlager auf dem Platz vor der Blauen Moschee, den Artikel hatte der junge Mann gerade gelesen, als allerhand Rallyeautos an seiner Raststätte vorbeikamen. Und dann hielten wir an. Diese Geschichte war einfach „Allgäu-Orient-Rallye“. Dinge, die man sonst nicht erlebt. Es stellte sich heraus, daß die kleine Raststätte und der dahinterliegende Garten seinen Großeltern gehörte. Der Opa wurde schnell herbeitelefoniert, die Oma huschte auch schon durch die Küche. Wir konnten die Einladung den Garten zu besichtigen nicht ausschlagen. Hier hatten sich die beiden alten Herrschaften ein Refugium geschaffen: wunderbare Kirschbäume, kurzgeschnittener sattgrüner Rasen, ein künstlicher Bachlauf, viele Lauben und ein großer Grillplatz, der im Sommer bewirtschaftet wird begrüßten uns. Im hinteren Teil des Garten hat der Großvater sich ein Vogelgehege angelegt. Hühner, Tauben, Wachteln und noch anderes Gefieder waren versammelt. Er erzählte uns, daß er vor 50 Jahren nach Deutschland gekommen ist, zunächst bei VW gearbeitet hat, später dann in Berlin-Neukölln als Metzger arbeitete, nun sei er Rentner und seit 14 Jahren wieder in seiner Heimat. Stolz zeigte er uns seinen deutschen Führerschein. Natürlich haben wir nach dem ersten Kaffee auch noch einen zweiten getrunken. Die Einladung konnten wir ja nicht absagen. Gerne haben wir ein Foto gemacht. Auf die Nachfrage, ob ich nicht vielleicht für das Foto eine weiße Taube in die Hand nehmen möchte, mußte ich dankend ablehnen. Vögel um mich, habe ich ja nicht so gerne …

Unser Ziel war für heute aber: ein Hotel in Ankara. Also ging es nach dem obligatorischen Reistausch mit der Großmutter schnell weiter.

Ankara – da fährt von uns so schnell keiner mehr hin. Zum einen wegen der fehlenden Gelegenheit und zum anderen, weil uns die Stadt mit ihrem Verkehr und der Verkehrsführung in keiner guten Erinnerung geblieben ist. Eigentlich hätten wir früh unser Hotelzimmer beziehen können. Ja, wenn wir nicht konfus und voreilig an der Einbiegung in die Straße unseres Hotels vorbeigefahren wären. Also übten wir uns in immer neuen Versuchen U-Turns zu machen. Nach über zwei Stunden herumirren und im „Dreieck“fahren sind wir dann endlich im Hotel eingecheckt. Die Nerven lagen blank.