Alle waren wir noch nie am Schwarzen Meer. Uns ist wieder einmal bewußt geworden, wie weit wir doch bereits im Osten sind. Jeder von uns hat seine Freude darüber anders zum Ausdruck gebracht. Nicole hat Sand vom Strand geholt, Andreas war auf Fotosafari (da haben die meisten von uns noch geschlafen), Ivonne und Peter mußten Hände und Füße ins Wasser stecken.
Und wir alle sind wohl der Frage nachgegangen, ob das Wasser wohl salzig schmeckt. Da uns jedoch für die nächsten beiden Tage lange Etappen voranstehen, haben wir uns sehr schnell wieder auf den Weg gemacht, nicht ohne vorher unser Musikinstrument in Ordu für das dortige Museum abzugeben – eine Ukulele.
Unser Ziel für den heutigen Tag lautete Tunceli. Der Ort liegt etwa auf halber Strecke in Richtung Van. Wir fuhren wieder quer durch das Pontische Gebirge ins Anatolische Hochland zurück. Dabei kraxelten unsere 3 Benze ganz wacker auf Pässe zwischen 1500 und 2200 Metern hoch. Wir hatten uns einen Weg herausgesucht, der möglichst nicht schlechter als rote Straßen auf der Landkarte – was bedeutete, daß wir überall Teerbelag erwarteten.
Die Bandbreite der Straßenqualität einer roten Straße reicht – so haben wir glernt – von Baustraße mit tiefen Kratern und aus Dreck gebaut bis breit, frisch asphaltiert fast schon Autobahnfeeling beim Fahren.
Unsere Route führte uns kilometerlang an Hasselnussplantagen vorbei – hier wächst sicherlich jedes Jahr ein Jahresbedarf an Rohstoffen für die Nutella-Prooduktion. Weiter oben wachsen gelbblühende Sträucher und auch Rhododendron. Überall wuchsen diese Büsche – in zwei Wochen wird hier alles gelb und pinkfarben leuchten.
Nachdem das erste Stück des Weges aufgrund schlechter Straßen nur zäh verran, hatten wir nach dem Wechsel auf die D100 wieder autobahnähnliche Verhältnisse. Wir hätten Kilometer fressen können, wenn da nicht der eine oder andere Cay-Stopp gewesen wäre.
Auf dem letzten Wegestück stockte uns regelmäßig der Atem. Die Landschaft war beeindruckend schön. Üppig bewaldet, karstig und dürr, enge Schluchten, Farben von und immer wieder hatte die Geologie interessantes Neues zu entdecken. Ganz zum Schluß wurde unsere Fahrerei mit einer tollen eDurchfahrt durch eine enge und wildromantische Schlucht belohnt bevor wir nach Tuncelli ankamen.
Dort versuchten wir ein Hotel zu finden. Das erste was wir ansteuerten war uns leider viel zu teuer. Beim Warten auf den Rest vom Team bildeten sich sofort Trauben von Menschen um uns. Irgendwer sprach uns immer auf deutsch an. Unsere Tagesaufgabe war es, jemanden in Tuncelli zu finden, der bereits einmal in Deutschand gearbeitet hatte. Wie sich Herausstellte war das kein Problem. Schnell fand sich auch bei uns der eine oder andere und so notierten wir nach kurzer Zeit eine Adresse ins Roadbook.
Beim Parken unseres Fahrzeugs war uns ein Mann besonders behilfreich. Wir bekamen einen Platz an der Feuerwehr zugewiesen, gut überwacht von Kameras. Hanafi versicherte uns, da kommt nix weg, macht Euch keine Sorgen. Wir verabredeten uns mit ihm zu einem Kaffee. Daraus wurde ein schönes Abendessen und anschließend ein richtiger Kaffee aus der Maschine. Zusammen mit den 78ern hatten wir einen wunderbaren Abend. Lernten viel über die Stadt und seine Einwohner und über die, die nicht mehr hier wohnen und nur noch zum Urlaub machen wiederkommen.
Die kleine unbeugsame kurdische Stadt mit 34000 Einwohnern im erzkonservativen Anatolien.