Der Tag beginnt mitten in Tokat – morgens weit vor 5:00. Die Ohrstöpsel haben den Muezzin nicht aussperren können, sein Ruf vertreibt den Schlaf im Nu. Eigentlich haben wir uns inzwischen schon dran gewöhnt, aber zu den frühen Stunden ist es dennoch ungewohnt. Der Himmel zeigt ein freundliches Blau, welches Vorfreude auf den bevorstehenden Sommertag mit neuen Herausforderungen weckt.
Nach und nach tröpfelt das ein oder andere Teammitglied herbei – wir bauen mitten im Fahrerlager unsere Frühstückskulisse auf, brauen Kaffee, eseen etwas verschlafen unser Frühstück. Die Stadt ist noch ruhig, die Geschäfte scheinen nicht besonders früh zu öffnen.
Am Vorabend haben wir versucht herauszubekommen, wie es heute weitergeht. Der Informationsfluss ist meist schwierig. Was im Roadbook steht kann, muss aber nicht stimmen. Im Fahrerlager gibt es zumeist mehrere Versionen der Wahrheit. Irgendwie kristallisiert sich heraus, dasss etwa 1 km entfernt auf einem Parkplatz eine neue Startrampe stehen soll, über die ab 9:30 gestartet wird.
Nach den Erfahrungen der Vortage nehmen wir das nicht mehr ganz so ernst und schicken eine Abordnung zum Nachschauen. Tatsächlich sind der Bürgermeister und einige lokale Vertreter erschienen und geben den Startschuss zur nächsten Etappe, nachdem sie noch Aufkleber und Präsente ihrer Gemeinde verteilt haben. Ok, da hängen wir uns dran, so ist der Plan. Geht aber nicht : am Parkplatz unserer Fahrzeuge ist ein kleines Lokal. Die dort versammelten Männer ( es ist übrigens inzwischen erst 10:30) fordern ihr Recht auf Informat
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Was bedeuten die ganzen Sprüche auf den Motorhauben ? Warum steht da auch etwas von Gottes Beistand ???? Was machen wir hier überhaupt ? Spätestens mit dem Aufkleben der offiziellen Tokat Aufkleber ist ihr Interesse um ein 100faches gestiegen. Der ein oder andere ist Stolz, seinen Namen auf dem Auto zu verewigen und erzählt von seinen Verwandten, die irgendwo in Deutschland arbeiten.
Wir bringen es nicht über das Herz, die Erzählungen, die wir aufgrund der Sprache nur ansatzweise verstehen abzuwürgen und starten deswegen erst spät – egal, vielleicht ist das das Salz in der Suppe dieser Rallye.
Irgendwann geht es dennoch los und wir starten in eine Etappe, die eigentlich kurz und knackig aussieht. Tokat – Ordu, die Etappe Richtung schwarzes Meer. Das Roadbook spricht von der D850, einer gut aussgebauten Überlandstrasse. Abends Veranstaltung im Kulturzentrum von Ordu, auf der wir evtl. einen Auftritt haben. #locker
Doch es kommt etwas anders. Wir starten und kommen schnell nach Niksar, einer Kleinstadt. Dort haben sie sich viel Mühe gegeben und führen uns auf einen Berg hinauf – auf Strassen, deren Steigungen wir unseren Autos nicht zugetraut hätten. Geht aber dennoch.
Obene gibt es neben einem gigantischen Panorame Vorführungen von Tanzgruppen. Wir müssen übrigens unbedingt nachschauen, wie diese türkischen Flöten und Trommeln heissen, deren Klang inzwischen durchaus vertraut ist.
Der örtliche Wasserversorger verteilt Proben seiner Kunst, das Wetter ist schön ( 23C ) sollen wir nicht hierbleiben, es riecht auch so gut nach Mittagessen ? Nein, weiter geht es Richtung Ordu.
Ein paar Kilometer weiter gibt es eine Planänderung. An einer Kreuzung der D850 steht „unsere“ Jendarmerie, also die Polizisten, die unsere Rallye begleiten und leiten uns auf eine andere Strasse um. Jendarmerie darf man sich übrigens schwer bewaffnet, nicht zurückwinkend und teilweise mit Panzerfahrzeugen ausgerüstet vorstellen. Die passen gut auf uns auf, wie wir heute noch sehen werden.
Was nun kommt ist eine der bislang abwechslungsreichsten Touren der Rallye. Wir haben das Gefühl im Kilometerrythmus vom Schwarzwald nach Griechenland und/oder Irland zum Niederrhein und zurück zu wechseln – phantastisch. Das ganze überwiegend auf unbefestigten Strassen eher schlechterer Ausbauart, was zum einen unseren Autos aber auch der Kondition zusetzt.
Fahren und Fotografieren lösen sich untereinander ab. Bis dass wir auf einer längeren Schotterstrecke auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden : links liegt eine einsame Stossstange, rechts hocken Personen am Strassenrand und blicken die steile Böschung hinunter. Es hat ein Team erwischt, eines ihrer Fahrzeuge ist von der Strasse abgekommen und abgestürzt. Wie wir später erfahren, ist niemandem etwas passiert, ausser dass das Fahrzeug nicht mehr zu retten ist.. Es zeigt aber dennoch, dass wir hier keine Kaffeefahrt machen.
Gefühlte 500 Photos später sind wir in Ordu eingelaufen – vollkommen erschöpft von den vielen Offroad Kilometern, von den letzten beiden langen Tagen. Gegen 22:00 haben wir beschlossen, unseren Besuch auf der Veranstaltung zu canceln und sind ins Hotelbett gefallen – mit Scharzmeerblic und Schwarzmeerrauischen !
Pannen : keine, Autos fangen aber an zu leiden
Kilometer : weiss nicht, nicht so viel
Wetter : alles zwischen 15 und 26 Grad, Abhängig von der Höhe