Rallyetag 18 : Totes Meer – Jerusalem – Jordanien




nächster Tag

Schon morgens ist es am Toten Meer schwülwarm, es macht sich die Höhe ( bzw. Tiefe, das Meer liegt bei Minus 410 m.ü.NN ) bemerkbar. Wir haben im Auto und am Strand übernachtet und so gleich die ganze Wucht der morgendlichen Sonne abbekommen. Das Campingfrühstück ist schon Routine – Trangiakocher auspacken, Spiritus, Wasser, Kaffee. Ein bischen Fladenbrot. Heute drängeln wir uns alle in den wenig verfügbaren Schatten – das hilft aber auch nicht viel.

Route Tag 17

Nach kurzer Diskussion steht fest, dass wir Jerusalem besuchen wollen. Für Bethlehem ist keine Zeit mehr, um 16:00 sollen wir an der Grenze nach Jordanien sein. Diese Ankündigung liest sich im Roadbook auch nicht wie ein orientalischer Hinweis, sondern klingt deutlich nach „seid pünktlich da“. Da wir auch noch nicht wissen, wie es in Jordanien weitergehen soll, beschliessen wir, 15:30 anzupeilen, damit nichts schiefgeht.

So sind wir früh unterwegs um dennoch bei ordentlicher Hitze den ersten Checkpoint in die Stadt hinein zu erreichen. Checkpoint, wie man es aus dem Fernsehen kennt : Stacheldraht und Maschinengewehr. So gut es geht versuchen wir das zu ignorieren und fahren weiter in den städtischen Stau. Das Roadbook gibt einen Hinweis auf einen Parkplatz, den wir gut finden. Von dort ist es auch zu Fuss nicht mehr weit in die „Old City“.

Neugierig sind wir dann doch – und werden von einer orientalischen Altstadt mit Bazar empfagen. Es gibt alles, die Gänge sind überdacht und kühl. Vielleicht stehen die Häuser deshalb so eng zusammen. Alles ist hier dicht aufeinander : Menschen, Häuser und natürlich Religionen. Wir besichtigen die Grabes- und Erlöserkirche, ein Blick auf die Klagemauer ist auch noch drin.

Ein bischen seltsam ist es schon an diesem geschichtsträchtigen Ort zu sein. Schnell überkommt uns die Erkenntnis, dass man nur mit einem mehr oder weniger gesunden Halbwissen ausgestattet ist und zu Hause noch viel nachzuarbeiten haben wird.

Dennoch, die Zeit drängt : wir haben uns für 13:00 zur Abfahrt verabredet, wie sich später herausstellen wird, ist das auch gut so. Auf dem Rückweg aus der Old City bestaunen wir Parks und Luxuswohnviertel. Messingtafeln lassen Rückschlüsse zu, dass hier reiche Amerikaner ganze Viertel gekauft und zu Aushängeschildern umgebaut haben.

Beim Herausfahren aus der Stadt nehmen wir eine große Mauer wahr, die die Stadt teilt. Welche Geschichte wiederholt sich denn hier ?

Wir müssen zu einem Grenzübergang im Norden, so geben wir dann nochmal richtig Gas. Am Strassenrand finden wir bewässerte Plantagen, Wein und Obst wird angebaut. Nach Wassermangel sieht es eigentlich nicht aus.

Als wir den Grenzübergang erreichen sind wir pünktlich und eines der ersten Teams. Wir bekommen einen Laufzettel auf israelischer Seite, zeigen verschiedene Papiere an verschiedenen Orten vor – alles strukturiert und gar kein Problem. Auf der joranischen Seite geht die Struktur dann verloren. Viel mehr Personal verliert schnell den Überblick : wer hat welchen Fahrzeugschein, wo sind die Reisepässe? Kofferräume werden besichtigt oder auch nicht. Man wir hierhin dirigiert und wieder zurück. Alles freundlich aber etwas chaotisch.

Dennoch sind wir alle irgendwie erleichtert – zuviel hatten wir von den komplizierten israelischen Formalitäten gehört. Und nun waren sie so harmlos. Auf der jordanischen Seite der Grenze hat das OK ein Zelt aufgebaut, oder der Zoll oder unsere Gastgeber. Eine Musikgruppe spielt auf, mit Beduinentrachten und allem was dazugehört. Wir haben von Anfang an das Gefühl willkommen zu sein.

Im Zelt tauschen wir unser ausgefülltes Roadbook gegen das jordanische Roadbook. Das OK wird in den kommenden Tagen versuchen aus den Roadbooks einen Gewinner zu ermitteln. Mal schauen, wie ihnen das gelingen mag. Für uns ist das jordanische Roadbook eine Überraschung. Der Tag ist nämlich noch lange nicht zu Ende.

Inzwischen ist es fast 17:00 ( ja, wir sind schnell über die Grenze gekommen !! ) und wir werden noch in einem Konvoi in ein erstes Wüstencamp geleitet. Jawohl, Konvoi. Im Roadbook steht zwar, dass wir das alleine in ANgriff nehmen können, aber das lassen unsere jordanischen Begleiter dann doch nicht zu.

Die ersten 10 Teams werden mit ihren Fahrzeugen zu einem Konvoi zusammengestellt und 17:05 geht es los : vorne ein Polizeiauto, hinten ein Polizeiauto. Dabei fehlen uns noch ein paar wichtige Sachen für die Wüste, Wasser und Benzin !!

Glücklicherweise schert bald der erste aus dem Tross aus und sorgt so für helle Aufregung. Frank Gross von den FuntasticSix dirigiert sein Team an die nächste Tankstelle. Schnell fragt unsere Escorte bei allen Teams nach, was noch zu besorgen sei, und so dürfen wir alle noch an die Tankstelle.

Wenige Kilometer weiter fährt die ganze Truppe noch an einen jordanischen Supermarkt, um einzukaufen. Supermarkt muss man sich jetzt ein bischen anders vorstellen : Tische mit Ware, Paletten. Alles steht ein bischen kreuz und quer durcheinander. Das Warenangebot ist ausreichend, Wasser gibt es, Bier aber nicht. Getreide, Fladenbrot. Alles, was man zum Überleben braucht. Der Laden macht in der halben Stunde unserer Anwesenheit wahrscheinlich den Umsatz des Jahres.

Kurz darauf geht es weiter. Inzwischen ist es stockdunkel, das geht hier unwahrscheinlich schnell. Da wir nur hinterherfahren brauchen, bleibt Zeit, die tatsächliche Route mit der im Roadbook beschriebenen zu vergleichen. Irgendwas stimmt hier nicht – wir fahren ganz anders und irgendwie auch viel weiter als angenommen. Da wir wieder im „Oriental Mode“ sind stört uns das aber herzlich wenig. Irgendwann bleibt der Konvoi auf einer Schotterstrecke stehen. Lichter und Motoren aus. Unsere Begleiter telefonieren mit ihren Handys, weitere Pickups kommen angefahren.

Wir machen uns Gedanken : haben wir uns verfahren ? Ist Schichtwechsel ? Oder handelt es sich um eine Sonderprüfung ? Nach einer halben Stunde steht fest : wir haben uns verfahren. Mit neuen Scouts geht es dann aber zielgerichtet zu einer neuen Location. Vorbei an einem Unesco Auffanglager für syrische Flüchtlinge. Später werden wir sehen, dass die syrische Grenze in Griffweite lag.

Irgendwann, schon weit nach 22:00 treffen wir in einem Wüstencamp ein : Scheinwerfer, von einem Stromaggregat beliefert, werfen Licht auf ein Beduinenzelt. Davor stehen Männer in traditionellen Beduinenpolizei Uniformen. Mikrofone und Lautsprecher sind aufgebaut – und wir sind tatsächlich die erste Gruppe, die eintrifft. Ob das etwas anders geplant war ?

Team Wüstenwahn gibt sich endlich seinem Hunger hin. Mit solch einer langen Fahrt haben wir nicht gerechnet.

Anschliessend wagt Peter noch ein Tänzchen mit der Beduinenpolizei, kleine Schritte und Klatschen, dazu wird gesungen. Ein lustiges Völkchen. Die Polizisten, die sich verfahren haben sind auch in der Nähe, sitzen in ihrem aussergewöhnlichen Streifenwagen ( ein fast neuer Ford Interceptor ) und freuen sich, wenn man sie auf ihr Auto anspricht. Naja, ansprechen mit Händen und Füssen.

Ein ewig langer Tag geht seinem Ende entgegen. Als wir uns in die Autos zurückziehen sind noch lange nicht alle da. Am nächsten Tag erfahren wir, dass an der Grenze kurz nach unserer Abfertigung das Chaos ausgebrochen sein muss, so dass die letzten erst gegen 2:00 nachts das Camp erreichen.

Pannen : keine
Kilometer :genug