Rallyetag 9 – Corum – Tokat




nächster Tag

Nach dem volksfestartigen Darbietungen im Amphitheater und den ersten Offroadetappen sind wir gestern vollkommen fertig in unseren Autos verschwunden. Mehr oder weniger ausgeschlafen krabbeln wir am morgen wieder heraus.

Route Tag 9Das Schlafen in den Autos ist eigentlich das kleinste Problem. Fast alle finden ausreichend Platz, die angeschafften Matrazen bieten ausreichend Liegekomfort. Aber – man klettert im Fahrerlager morgens und abends vor den Augen aller aus und in die Autos. Intimsphähre ist Mangelware. Toiletten auch. Und wenn welche vorhanden sind, sieht man sich evtl. mit der asiatischen Stehtoilette konfrontiert. Prima, die einfachen Dinge des Lebens werden hier schonmal schwierig.

Torz allem – der Tag beginnt mit Sonnenschein. Endlich hat es mal über 20 Grad. Unser Tagesprogramm fängt erst Mittags an, wir können noch ein bischen ausruhen, etwas einkaufen.

Unsere Nachbarn im Fahrerlager müssen Reparaturen vornehmen, wir nicht. Gehen wir ordentlich mit unserem Material um, oder haben wir einfach nur Glück ? Wir werden sehen.

Mittags geht es los. Ein Massenstart, alle fahren durch einen Startbogen. Zuvor gibt es noch einen Stempel ins Roadbook.

Raus aus Corum, rein in die Wallachei. Nein, die war ja in Rumänien, also geht es eher ins türlische Hinterland. Während wir gestern das Gefühl hatten, das OK hätte uns mit der Burg und vielen anderen Dingen etwas gezeigt, haben wir heute das Gefühl, dass uns die Strecke an den Leuten vorbeiträgt. Überall am Strassenrand stehen Leute, vor allem die kleinen Jungen haben mächtig viel Spass an uns, feuern uns an.

Es geht wieder runter von den Strassen, wir fahren kleine Strasse, Feldweg, unbefestigte Strasse. Der Rallyepulk wird immer schneller, wir lassen und zunächst mitreissen. Irgendwann wird es zuviel, die wirklich potenten Autos mit Allrad drängen vorbei, wollen Strecke machen, schauen, was die Autos so können.

Das wollen wir nicht mitmachen, fallen zurück und geniessen die Landschaft, die Leute und was zu sehen ist.

Das Wetter ist durchwachsen – warm, kalt, abhängig von der Höhe. Die Strassen führen uns passartig auf die Berge und wieder herab. Plötzlich steht alles. Durch den Stau macht sich die Kunde breit, dass weiter vorne ein Auto verunglückt sei.

Es stellt sich heraus, dass ein Team mit einem Auto ins Schleudern gekommen ist und dann glücklicherweise auf der Hangseite umgekippt ist. Glück gehabt – niemandem ist etwas passiert, das Auto läuft auch wieder. Dennoch – die jüngeren Teilnehmer scheien mit der teilweise 30 Jahre alten Technik gefordert zu sein. Kein ABS, kein ESP, Heckantrieb.

Im Stau hören wir weitere Geschichten – von Unfällen in Istanbul, unterwegs. Wir wolalen unseren Stiefel weiterfahren, ruhig und gelassen, hoffentlich gelingt uns das bei den ungewohnten Umgebungen. Und hier ist es anders : zum einen bewegen wir nicht ein Auto sondern drei. Beim Überholen muss man u.U. noch zwei Autos mitnehmen, beim Parken für drei schauen, Abstände anders einschätzen. An der Ampel prüfen, ob die anderen mitkommen. Von wegen nochmal Gas geben und bei Gelb rüber …

Wir fahren Corum, Zile, dann nach Tokat. Irgendwie haben wir das Roadbook wieder nicht kapiert. Um Corum gab es ein Extra Roadbook, deswegen gingen wir davon aus, dass die Einträge im „großen“ Roadbook für den heutigen Tag überflüssig sind. Nix da, dass wird auch nach „abgefahren“, so dass wir einen langen Tag haben.

Erst am späten Abend laufen wir in Tokat ein. Hier ist noch Leben, die Geschäfte sind offen, das ganze Leben findet auf der Strasse statt. Und wir mittendrin. Ein improvisiertes Fahrerlager wird eingerichtet und wir schlafen wieder einmal in unseren tapferen Autos.